Besuch von Yannick Bury MdB

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    Bundestagsabgeordneter Bury beim TV Lahr

    (lh) Im Rahmen einer „Sport-Woche“ besuchte der Bundestagsabgeordnete Dr. Yannick Bury (CDU) verschiedene Sportvereine in seinem Wahlkreis Emmendingen-Lahr, um sich aus erster Hand über deren Arbeit zu informieren. So traf er sich am 18. Juli auch mit 7 Vorstandsmitgliedern des größten Lahrer Sportvereins im Henkerhiisli, um zu erfahren, wo dem Verein der Turnschuh drückt. Seit Anfang 2024 ist MdB Bury Berichterstatter im Haushaltsausschuss des Bundestages für den Etat des Bundesinnenministeriums, das unter anderem auch für die Sportförderung verantwortlich ist. Und um Probleme der Sportförderung ging es auch gleich zu Beginn des knapp zweistündigen Gesprächs. Ein Sportfördergesetz soll noch im Herbst vom Bundestag verabschiedet werden. In ihm gehe es darum, so Bury, welche sportpolitischen Akzente künftig gesetzt und welche Sportarten besonders gefördert werden sollen. Wobei er betonte, dass der Breitensport nicht in den Zuständigkeitsbereich des Bundes falle, sondern der Länder. Dem Bund gehe es um die Förderung des Spitzensports, und da seien im Haushalt deutliche Zuwächse vorgesehen.

     Aber bei der Besteuerung der Übungsleiter- und Trainerentgelte habe der Bund beispielsweise auch direkt Einfluss auf die Situation im Breitensport. Und hier plädierte Bury für eine regelmäßige Anpassung der Freibeträge an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, um damit zu erreichen, dass auch die Vereine im Breitensport weiterhin kompetente Übungsleiter und Übungsleiterinnen gewinnen können.

    Bury wurde darauf hingewiesen, dass sich die Übungsleitervergütung seit über 20 Jahren nicht viel verbessert, aber der Tätigkeitsbereich der Vereine sich deutlich erweitert habe. Und es werde immer schwieriger, Übungsleiter unter diesen Bedingungen zu gewinnen. Der Staat erwarte z.B., dass sich Sportvereine auch an Schulen engagieren und dort Traineraufgaben übernehmen. Dabei erschwere die Einführung der Ganztagsschule die Arbeit in den Vereinen ganz erheblich, denn Kinder und Jugendliche werden aus zeitlichen Gründen häufig davon abgehalten, in Sport- und Musikvereine einzutreten.

     Widersprüche bei der staatlichen Sportförderung

     Ein wichtiges Thema in diesem Gespräch war die Frage, was der Staat für die Förderung von Sport und Bewegung und damit für die Gesundheit der nachfolgenden Generationen unternehme und welchen Stellenwert der Leistungsgedanke in unserer Gesellschaft haben solle. Heftig kritisiert wurde dabei die Abschaffung der Bundesjugendspiele in manchen Bundesländern. Einerseits beklage man die zunehmenden Bewegungsdefizite bei Kindern und Jugendlichen und fordere, dass deren Gesundheitsbewusstsein gefördert, ihre psychische und physische Widerstandsfähigkeit gestärkt werde – „Resilienzerziehung“ – , aber andererseits ist man ängstlich bemüht, Kindern Enttäuschungs- und Misserfolgsfahrungen zu ersparen aus Angst, sie könnten sich im Klassenverband diskriminiert fühlen. Das sei ein falscher erzieherischer Weg. Es sei notwendig, neue, positive Ziele zu formulieren und durchzusetzen sowie den Leistungsgedanken zu stärken. Und Kinder müssten auch lernen, mit Niederlagen und Misserfolgen fertigzuwerden.

     Bury stimmte diesen Bedenken zu und verwies auf den geplanten „Bewegungsgipfel“, eine bundesweite Initiative, die der Bewegungsarmut entgegensteuern soll.

     Kontraproduktiv in diesem Zusammenhang, so der TV, seien aber auch die konkreten Pläne des Bundes, digitalen „E-Sport“ mit seinen virtuellen Computer-Wettkämpfen als olympische Disziplin anzuerkennen. Zwar erfordere Computer-Gaming Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit und strategisches Denken, vergrößere jedoch die Bewegungsdefizite, verstärke die Reizüberflutung und schade der Gesundheit. Auch stehen hinter dieser Art von „Sport“ rein auf Kommerz ausgerichtete Unternehmen. Staatliche Fördermittel, die in diesen Bereich fließen, fehlen dann den traditionellen Bewegungssportarten. Das Gespräch ergab jedoch, dass diese Entwicklung wohl nicht mehr aufzuhalten sei.

     Höherer bürokratischer Arbeitsaufwand

     Bury erkundigte sich auch konkret nach der Mitgliederstruktur des TV Lahr, nach dessen Finanzsituation und den Problemen und Herausforderungen, denen er sich konfrontiert sieht. Die TV-Repräsentanten konnten ihm zeigen, dass es ein Mehrspartenverein mit anderen Problemen zu tun hat als z.B. ein Fußballverein. So sei es schwieriger, Sponsoren zu finden und Übungsleiter für die verschiedenen Abteilungen zu gewinnen und dann für längere Zeit im Verein zu halten.

     Beklagt wurden auch die stetig steigenden Kosten bei der Durchführung größerer Veranstaltungen und Wettkämpfe. So forderten die Verbände immer höhere Gebühren, die Meldegelder für Wettkämpfe steigen stetig, die Sicherheitsvorschriften (Feuerwehr, Rotes Kreuz) seien kostenträchtig, und das heutzutage erwartete oder geforderte technische Equipment schlägt belastend zu Buche. Ärgerlich seien vor allem immer wieder die intransparenten und oft willkürlich erscheinenden Kostenberechnungen der GEMA, mit denen sich der Rechner des Turnvereins nach größeren Veranstaltungen herumschlagen muss.

     Auch nehme der bürokratische Arbeitsaufwand ständig zu. So seien inzwischen die Verwaltungsabläufe zur Beantragung einer FSJ-Stelle beim Landessportverband, die Abstimmung und Koordination mit der beteiligten Schule, der abschließende Tätigkeitsbericht usw. umständlich und sehr zeitaufwändig. Die Geschäftsleiterinnen des TV Lahr wünschten sich Vereinfachungen der bürokratischen Verwaltungsprozesse.

     Allgemein forderten die TV-Vertreter, dass der Staat es wertschätzen müsse, was die Sportvereine zur Förderung der Gesundheit der Menschen, aber auch für das soziale Miteinander in unserer Gesellschaft beitragen.

    Yannick Bury, der selbst persönliche Vereinserfahrungen hat, versprach, die Gedanken und Anregungen dieser Gesprächsrunde „mitzunehmen“ und an den jeweiligen Stellen, z.B. beim Thema GEMA, auf Abhilfe hinzuwirken. Ansonsten würdigte er die Arbeit der Vereine und zeigte sich überzeugt davon, dass der Staat all das, was in den Vereinen für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft geleistet wird, gar nicht übernehmen könnte. Insofern leisteten die Vereine einen unersetzbaren Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft.